8. Sonntag nach Trinitatis - Matthäus 5, 13-16

8. Sonntag nach Trinitatis - Matthäus 5, 13-16

8. Sonntag nach Trinitatis - Matthäus 5, 13-16

# Archiv Predigten 2015

8. Sonntag nach Trinitatis - Matthäus 5, 13-16

Evangeliumslesung: Matthäus 5, 1-10 Die Seligpreisungen  

Als er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm.

2 Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:

3 Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.

4 Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.

5 Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.

6 Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.

7 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

8 Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.

9 Selig sind die Friedfertigen;1 denn sie werden Gottes Kinder heißen.

10 Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.

 

Predigt: Matthäus 5, 13 -16

 

Liebe Gemeinde,

die Seligpreisungen

Jesus redet zum Volk, zu den Menschen, die ihm nachgelaufen sind

und zu seinen Jüngern

Ich höre es so:

 

Die Frommen, de ganz Frommen beurteilen Euch und sagen:

Ihr könnt mit Eurer Frömmigkeit nicht punkten.

Stimmt

Ihr seid geistlich arm – Zweifel gehören zu Euch

Aber: Lasst Euch nicht an den Rand stellen

Der Himmel ist weit über Euch

 

Oder

Die Leute – die so sicher Glaubenden - sagen Euch gegenüber:

Wer so viel Leid tragen muss – dem wird es von Gott zugemutet sein -

... wer weiß....!?!

Glaubt Ihnen nicht!

Gott teilt nicht die Lasten – so von oben – zu

Auf das Leid – so höre ich Jesus - habe ich keine Antwort,

außer dass ich weiß, dass Gott mitten in Eurem Leid bei euch ist –

Das darf Euch ermutigen Euren Weg gerade zu gehen

 

 

 

Jesus holt in seiner Rede die Disqualifizierten

Bedrückten

die, die sich in die Ecke gestellt sehen – oder sich selbst dort hin laviert haben

die holt er – mit allen anderen - unter einen weiten Himmel.

 

Und Jesus redet zu diesem Volk weiter:

Matthäus hat es so aufgeschrieben.

 

13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.

14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.

15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.

16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

 

Sie kennen den Text

Die Menschen damals nicht

Die hören: Ihr seid das Salz der Erde.

Jesus sagt nicht:

Ihr seid Salz – weil ihr wirklich begabte Leute seid – starke Typen, die auch ihre Meinung sagen können, die sich was trauen.

Er sagt nicht: Ihr seid das Salz, wennwenn Ihr Euch einmischt, wenn Ihr etwas darstellt

Er sagt auch nicht: Ihr werdet Salz der Erde sein, wenn ihr so oder so lebt und das oder das tut.

 

Er unterscheidet seine Zuhörer nicht:

Ihr – Ja, Ihr gehört dazu – Ihr -nicht

Sondern zu allen kommt dieser Satz:

Ihr seid das Salz der Erde.

Ihr

Guckt euch nicht um – Ihr!

 

Und als wollte er es verstärken, kommt das mit dem Licht dazu.

Es ist kein Titel, der bei mir bleibt „Licht der Welt“

Ihr seid das Licht der Welt

Ja – Ihr.

 

Ich stelle mir vor, ich stünde mit unter diesen Leuten – da - vor Jesus.

Ich –

Plank? – Licht der Welt...?

Oder Salz der Erde?

 

Ich kenne doch meinen Alltag. Mich.

Es hört sich etwas sehr ... überdimensioniert an – finde ich

 

Ich würde mich umgucken – da vor Jesus.

Seine Rede könnte sicher auf andere zutreffen

Aber auf mich?!

 

Licht der Welt?

Salz der Erde?

 

Die Worte sind ja nicht nur überdimensioniert,

sondern wie ein riesiger Auftrag:

Salz der Erde sein

Licht der Welt sein

 

Gerade pensioniert

Entpflichtet

„ausgedient“

und dann so ein Text

auch für mich?

 

Ist das nicht ein Auftrag an die Jüngeren

An die - in vollem Saft

an die Selbstbewußten – an die kraftvoll Glaubenden –

an die Verantwortlichen in der Kirche z.B. -

Soll das auch für Pensionäre gelten? – einige davon sind ja hier ...

Sollen die – auch - Licht der Welt und Salz der Erde sein?!

Bzw. sind wir – Salz und Licht der Welt?

Wir alle – zusammen?

Gilt uns – mir / Ihnen – dieser Text?

 

Gut, ich frage mich: Wie es mit unserer Welt weiter geht.

Die Ausschreitungen gegen eine Zeltstadt für Flüchtlinge in Dresden

Und hinter dem Flüchtlingsdrama –Bürgerkrieg und Terror und ausweglose wirtschaftliche Not

 

Ich bin in Sorge um unsere Kirche

Die vielen Austritte – möglicherweise - im Zusammenhang mit der Kapitalertragssteuer

 

Was soll ich da schon – mit meinen kleinen Möglichkeiten – mit meinem bisschen Einfluss – bewirken?

Welche Rolle spielen wir Christen schon – im Weltgeschehen?!

WELTgeschehen

Sind wir wirklich Salz und Licht der Welt?!

 

Müßte man – Jesus müßte - das für uns vorsichtiger formulieren

Vielleicht: Ihr seid  ...ein bisschen Salz an Eurem Platz?!

 

Aber von einem „Bisschen“ steht da nichts

Ihr seid es

Licht, Salz der Erde.

Und „Ihr“ – das ist das Volk, sind die Leute, die da vor Jesus stehen

 

Da gab es vorher keine Einladung nur an die evangelisch-lutherischen.

Oder an die, die sich später Christen nennen werden

Jesus bindet das Salz- und Licht-Sein nicht an ein bestimmtes Glaubensbekenntnis.

Er hat dazu einen anderen Maßstab

festgehalten z.B. in der Bergpredigt Matthäus 5-7

 

Es geht es ihm nicht um ein Gottesbekenntnis, gut formuliert, dass nur die Lippen bewegt,

sondern um das Tun, das Menschen zu Menschen bringt.

Und das sieht er bei ihnen.

Bevor Worte über den Glauben gesucht werden, gilt es, die Versöhnung mit dem anderen zu suchen. Und das üben sie.

Sie wissen: Wenn mein Herz nicht dabei ist, dann ist sogar mein noch so gesetzestreues Tun herzlos

Und wenn ich ein soziales Engagement zeige, dann mache ich es doch nicht abhängig vom Nutzen der Spendenbescheinigung, die dann zurückkommt.

Da, wo das Herz mitspielt, wo es absehen kann von sich selbst, da geschieht etwas von Licht und Salz.

Das – das Bisschen - sieht Jesus bei den Menschen, die er selig preist.

 

Der Mensch – ein gelingendes Miteinander – dass es gut wird unter uns – das ist sein Maßstab.

Hier steht kein Missionsbefehl.

Und zuerst auch kein Auftrag, Geschmack in das Miteinander von Menschen zu bringen.

Diese kleine Vertrauen, eure Bereitschaft zu tragen, eure Sehnsucht nach Gerechtigkeit, eure Suche nach Achtsamkeit und eure kleinen Schritte zum Frieden:

Das ist es

Ihr seid das Licht der Welt. Ihr seid das Salz der Erde.

Jesus bewertet unsere scheinbar so kleinen Möglichkeiten groß

Für ihn ist das nicht „ein bisschen“ – sondern der wesentliche Impuls zum Leben.

Da ist Gott, der Euch selig preist. Euch.

Ihr macht Euch nicht zum Salz

Ihr seid es

Ihr macht Euch nicht zum Licht Ihr seid es – mit dem, was Ihr schon tut.

 

Jesus zeichnet unsere Leben tief in die Gottesnähe hinein

Wir gehören zu Gott – er will – wie ein himmlischer Vater - zu uns gehören. Reich beschenkt seid ihr

Ihr lebt das Geschenk der Güte – in Euer Leben hinein

Salz der Erde

Licht der Welt

Ihr lebt Gott in Euer Leben hinein – gerade auch mit Euren kleinen Schritten.

 

Hier hört die Rede Jesu nicht auf

Jedenfalls hat Matthäus seiner Gemeinde noch einige Zwischentöne mitzugeben, die unbedingt zur Rede Jesu dazu gehören.

 

Er hört Jesus sagen:

Ich weiß, ihr denkt an Euren Alltag.

An die vielen verpassten Gelegenheiten zum Frieden.

An Eigensinn und Bequemlichkeit, an Resignation und an Ungeduld.

Ich nehme von meinen Worten, von der Wertschätzung des Himmels nichts zurück

von den Seligpreisungen.

 

Nehmt diese Zusage in all Eure Aufmerksamkeit hinein:

Verbergt die Güte nicht

Es geht mir nicht um das Übermäßige, das Große.

Das Kleine ist mir wichtig – das so Unscheinbare – Euer Licht.

 

Und jetzt stellt man doch kein Licht unter einen Stuhl: Wie unsinnig wäre das?!

 

Und Salz, die kleinen Körnchen, nur als Salz zu behalten

und nicht damit die Speisen zu würzen: Wie unsinnig wäre das?!

So würde Leben nicht gelingen.

 

Sich in dem Glauben einzurichten

ohne an der Freude Gottes an dieser Welt teilzunehmen

und an seinem Leiden an dieser Welt: wie unsinnig wäre das?!

Lebt Gott in Euer Leben hinein / haltet Euren Mitmenschen im Blick

 

Dann wird sich geradezu neu Licht entzünden

und Würze in das Leben dieser Welt gelangen.

 

Dann ist Licht und Salz sein nicht nur eine Zusage, sondern auch eine Beauftragung.

Lebt Gott in Euer Leben hinein / haltet Euren Mitmenschen im Blick.

Und das mit Euren Möglichkeiten, Euren Gaben.

 

Vielleicht hat Jesus – wenn er so redet - gerade da die Frommen im Sinn, die sich geruhsam einrichten – im Glauben

Glauben geht nicht ohne Aufmerksamkeit - zu Gott und gleichzeitig zum Nächsten hin.

Darum gehört die Mahnung auch in Jesu Rede hinein.

Der Glaube braucht Begleitung, Korrekturen

Unter uns muss das kritische Potential da sein, gepflegt werden:

der Anstoß zur gemeinsamen Aufmerksamkeit – zum Himmel und zu Gottes Schöpfung hin.

Es heißt ja auch nicht:

Du und Du auch – bist das Licht der Welt

Sondern schon „Ihr“

Ihr seid das Licht der Welt, das Salz der Erde.

Da ist Gemeinde so wichtig.

In der Gemeinde wird das „Ihr“ gelebt, geübt.

Salz und Licht.

Heißt dann für uns auch: Wir müssen beieinander bleiben –

Uns aufmerksam machen – auf Gott und den Nächsten.

Bleibt beieinander – würde Jesus sagen

damit ihr Gott in Euer Leben hineinleben könnt

Ihr seid das Salz der Erde - Licht der Welt!

 

Ich habe noch ein Post Scriptum

Ich kann mir vorstellen, dass dieses IHR – IHR seid das Salz der Erde - uns auch noch erfinderisch machen kann, wenn es darum geht, Gott in unsere Welt hinein zu leben

 

Diese gelungene Abendblatt-Aktion

eine Aktion,

die eigentlich eine Handlung der Gemeinden hätte sein können –

oder auch noch werden könnte... - Immerhin haben wir in der Stadt 300 Kirchen -und auch Moscheen und Tempel ließen sich ansprechen.

Diese Aktion jedenfalls hat mich an eine Idee von Fulbert Steffensky erinnert.

In einem seiner Vorträge geht er auf den Klimawandel ein

Und da nimmt er das IHR auch auf

fragt gerade die Alten – die Kraft- und Einflusslosen - nach dem Licht und dem Salz – bleibt nicht bei dem Kleinen, dem Bisschen stehen - und macht dann den Vorschlag:

Wie wäre es, wenn 100 Altenkreise der Kirchengemeinden sich zusammen täten und eine Protestmarsch zum Hamburger Flughafen machten gegen die klimazerstörenden Billigflüge.

Dann sagt er: Wie herrlich wäre ein solcher Aufstand des heiteren und humpelnden Gewissens...

 

Ihr - Ihr seid das Licht der Welt

Das Salz der Erde

Kann uns das nicht auch erfinderisch machen?

 

Ihr lebt Gott in Euer Leben hinein

Selig sei ihr.

AMEN

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed