
Es war der Philosoph Rüdiger Safranski, der die Romantik als „eine deutsche Affäre“ definiert hat - die Affäre u.a. einer hartnäckigen Realitätsverweigerung, die im Lichte der romantischen Renaissance des Deutschen Reiches ausgerechnet im Spiegelsaal von Versailles, mit der Erfahrung von zwei Weltkriegen im Namen dieses Reiches, der australische Historiker Christopher Clark unter dem Titel „Die Schlafwandler“ resümiert hat. China ist soeben aus deutscher Sicht als „Rivale“ bezeichnet worden. Jenes Land also, in das Goethe sich zwei Jahre vor seinem Tod geflüchtet hat, um in seinem großen, hierzulande unbekannt geblieben Gedichtzyklus „Chinesisch-Deutsche Jahres- und Tageszeiten“ Gerichtstag zu halten über diese Affäre - mit der dringenden Empfehlung, die Realität nicht aus dem Auge zu verlieren: „Sehnsucht ins Ferne Künftige zu beschwichtigen, beschäftige dich hier und heut im Tüchtigen“.
Warum hat Goethe in der deutschen Romantik die Bestätigung seiner Prophetie der Welt als „großes Hospital“ gesehen? Und warum hat er die real-analoge Gegenwelt des „Tüchtigen“ 1830 ausgerechnet als chinesischer „Mandarin“ gesucht - mit dem Ergebnis einer aktuell stürmischen Goethe-Rezeption in China?
Goethe-Kenner Dr. Manfred Osten, der als Diplomat sieben Jahre in Fernost gelebt hat, wird diesen Fragen nachgehen.